Ballast
Irgendwann ist alles Müll
Oft werden kaputte Möbel, Fahrräder, alte Elektrogeräte, nicht ausgepackte Kisten mit Dingen aus einem anderen Leben in Keller, Garage oder Abstellkammer gestapelt – und vergessen. Warum eigentlich? Ist es nicht prima, wie schnell man per Entsorgung „aufräumen“ kann? Ab damit in die Tonne! Das meiste wird sogar vom Sperrmüll abgeholt.
Noch mehr Spass macht es allerdings, wenn man sich die Zeit nimmt, die Sachen an Leute abzugeben, die etwas damit anfangen können. Es gibt z.B. Spendenportale für alte Brillen oder Computer. Per Nachbarschaftsapp kann man nützliche Sachen zum Verschenken anbieten.
Ein sehr schöner Moment des Loslassens war für mich, als ich bei unserem Hofflohmarkt einen wunderschönen Ledermantel (selbst secondhand erworben) veräussern konnte. Die Käuferin war begeistert von dem Teil und für mich war es toll zu wissen, dass es jetzt wieder getragen wird.
In einigen Städten gibt es offene Werkstätten, wo man bei der eigenhändigen Reparatur angeleitet wird (eine Freundin hat sogar ihre Mikrowelle wieder in Schwung gebracht). Danach hat man eine so besondere Beziehung zu dem alten Stück, dass man es nie mehr hergeben möchte.
Wenn wir
klar Schiff machen,
kommt als erstes
der Ballast von Bord.
Fehlkäufe zu entsorgen finde ich persönlich besonders unangenehm. Ich setze mich nicht gern damit auseinander, Geld für etwas ausgegeben zu haben, was sich als unpassend für mich herausstellt. Ich habe mich verleiten, ja verführen lassen. Ich spüre Widerwillen das Teil loszulassen, obwohl es mir nicht wirklich gefällt. Ich freue mich dann, wenn es beispielsweise per Auktion im Internet jemandem verkaufen kann, der mehr Freude damit hat.
Bestenfalls gelingt es mir dann auch, diese Auseinandersetzung als Prozess zu verstehen, der mir zu erkennen hilft, was wichtig und angenehm ist: VERÄNDERUNG. Das Wichtige und Angenehme bekommt so mehr Raum und Präsenz. Ich beschäftige mich automatisch mehr mit dem, was mir wirklich Freude macht: MINIMALISMUS.
Wenn wir „klar Schiff machen“ kommt als Erstes der Ballast von Bord, dann hat man Bewegungsfreiheit. Ist auch der Rest in ORDNUNG, dann ist das Schiff einsatzbereit und es kann losgehen zu neuen Abenteuern…