Minimalismus

Wie viel ist nötig und wie wenig ist möglich?

In meinem Leben gab es vor einigen Jahren einen großen Einschnitt durch eine Trennung. Ich bin aus einem vollständigen und funktionierenden Haushalt ausgezogen. Auf dieser Schwelle zu einem neuen Leben waren mir all die Dinge, die ich jahrelang im gemeinsamen Haushalt angesammelt hatte, plötzlich ganz unwichtig. Ich wollte nichts Unnötiges in mein neues Leben mitnehmen. Mir war sehr schnell klar welche Möbel es konkret sein müssen: Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und ein Lesesessel. Meine Klamotten, so viel Geschirr, dass ich jemanden einladen kann, meine wichtigsten Bücher und CDs.

Erstaunt konnte ich feststellen, wie schnell meine neue Wohnung perfekt für mich in ORDNUNG war. Mir wurde bewusst, in welchem Überfluss ich gelebt hatte.

Echte Minimalisten haben
kein Bett – sie schlafen mit der Matratze auf dem Boden

Durch die Vereinfachung fiel mir plötzlich auf, wie die Dinge, von denen man umgeben ist, einen permanent auffordern, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Nun war mein neuer Haushalt nach strenger Auffassung von MINIMALISMUS kein Paradebeispiel. Echte Minimalisten haben kein Bett, sondern schlafen mit der Matratze auf dem Boden. Trotzdem fühlte ich Leichtigkeit und Unbeschwertheit wie nie zuvor. Alles was noch um mich war, habe ich dann auch fast täglich benutzt. Die Räume waren klar, meine Gedanken wurden klar. Ich habe entdeckt, was für mich wesentlich ist. Habe Lebensgewohnheiten bewusst wahrgenommen und neu entwickelt. DISZIPLIN wurde zu FLOW.

In dieser Reduktion habe ich eine nie gekannte Fülle empfunden. Ich spürte, dass es keinen Mangel gab. Wenn es etwas geben würde, was ich dringend bräuchte, würde ich schon eine Möglichkeit finden, es zu leihen. Es war ein wunderbar befreites Gefühl. Inzwischen habe ich wieder etwas mehr Besitz. Dinge kommen hinzu. Aber der Prozess des Reduzierens begleitet mich weiterhin. Für mich ist seitdem weniger tatsächlich mehr.