Chaos
Ein Genie „beherrscht“ das Chaos sagt man. Stimmt das?
Chaos ist ja dadurch definiert, dass es keine nachvollziehbare Struktur hat. Im Chaos herrscht der Zufall, die kreative Unordnung. Durch den Zufall kann etwas Neues entstehen. Im Chaos liegen Dinge nebeneinander, die eigentlich nicht zusammen gehören. Daraus ergeben sich neue Gebilde und Gedanken.
Was hat das Genie davon, wenn es das Chaos „beherrscht“? Vielleicht sollte man besser sagen, ein Genie weiss, wie man mit dem Chaos umgeht. Das Genie lässt sich von der Unübersichtlichkeit der Situation nicht irritieren, sondern inspirieren. Es sieht die Möglichkeiten, die im Ungeordneten liegen.
Weil wir leben, ist ständig etwas in Bewegung. Ich finde Hotelzimmer oder Räume mit Möbelhauscharakter nicht einladend, weil sie nicht lebendig wirken. Wir haben unsere Hobbies und Aufgaben, wir beschäftigen uns im besten Fall mit den Dingen, die um uns sind. Dabei entstehen immer wieder temporäre Chaoszonen, die unsere Lebendigkeit widerspiegeln. Manchmal entstehen wunderschöne Landschaften aus Zeitung, Kissen, Socken, Kaffeetassen und Kekskrümeln. Sie machen unsere Umgebung warm und heimelig.
Es entstehen immer wieder temporäre Chaoszonen, die unsere Lebendigkeit wiederspiegeln.
Aber auch das Genie will vielleicht nicht erst stundenlang nach dem Ladekabel der Kamera suchen oder den halben Schrank ausräumen, um ganz hinten die Fusselbürste herauszuholen. Dann merken wir, dass es gut ist, wenn wir die Dinge des Gebrauchs schnell finden und griffbereit haben. Hast du dich auch schon einmal gewundert, dass sich viele Menschen für das „Chaos“ in ihrer Wohnung entschuldigen, obwohl es dort echt ordentlich aussieht? Woher kommt dieses Gefühl, sich entschuldigen zu müssen?
Wer eine gute ORDNUNG hat und „lebendiges Chaos“ zulassen kann, ist wirklich genial, oder!?